top of page
  • AutorenbildKarla

lass uns über mental health sprechen - Teil 3

Aktualisiert: 11. Sept. 2022




Im ersten Teil dieser Reihe beschrieb ich den Weg vom Beginn zum Burnout, vertiefend im zweiten Teil. Weiter geht es hier:


Ich mag Routinen und tue mich schwer mit neuen Dingen. Ich wohnte 27 Jahre in Berlin in der Wohnung, in der ich geboren wurde; bin mit dem Partner seit 13 Jahren zusammen, viele Freundschaften seit über 25 Jahren. Ein Wechsel des Jobs ist so verknüpft mit viel zu viel Aufwand, Unsicherheit und ganz ehrlich- mir fehlte der Mut und die Kraft.


Ich reagiere schon immer sensibel auf mein Umfeld, auf all die Veränderungen.

Gleichzeitig setze ich bei neuen Aufgaben höchste Standards an mich selbst und stelle eigene Bedürfnisse nach ganz hinten.

Aber das schlimmste: ich habe alles Selbstvertrauen verloren. Im wahrsten Sinne des Wortes: ich habe mir selbst nicht mehr vertraut. Vieles davon zieht sich übrigens noch bis heute.

Als ich wirklich körperlich nicht mehr aus den Angstattacken kam, zog ich die Reißlinie: neuer Job, Kündigung.

Aber was passiert, wenn man zwar geht, aber an seinem Verhalten und an seinen Gedankenmustern nichts verändert?

Ich rutschte erneute in mentalen und auch physischen Stress, die Nächte wurden wieder unruhiger. Innere Unruhe, dauernde Nervosität und ein Nervensystem, was immer auf Alarm gestellt war. Ich hatte Angst vor jedem Fehler und vor noch so kleinen Hindernissen. Da ich mir selbst nicht vertraute, ging ich auch immer davon aus, dass tatsächlich etwas nicht stimmte. Nach 5 Monaten die Erkenntnis: Ich komme körperlich nicht mehr aus den Panik-Attacken. Jede Form von Autorität macht mir Angst. Stell es Dir so vor: Selbst vor meinem Yogalehrer hatte ich wirklich körperliche Auswirkungen der Angst.

Für mich war das der Tiefpunkt. Ein Mensch, der mir wirklich auf Augenhöhe begegnet, mit wahnsinnig viel Fein- und Mitgefühl - und mein Körper reagiert mit Panik.




chronischer Stress kann die Konzentration schwächen und zu Gedächtnisproblemen führen und damit Wortfindungsstörungen hervorrufen. Dauerstress beansprucht Körper und Geist. Die Nebennieren produzieren vermehrt die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, wodurch der gesamte Körper ein Alarmsignal erhält, welches ihn auf eine bevorstehende Situation von „Kampf oder Flucht“ vorbereitet. Bei Menschen die andauernd „unter Strom“ und chronischem Stress stehen, wenig schlafen, sich keine Phasen der Erholung gönnen, läuft der Körper ständig auf „Hochtouren“.

Ich bin zu meiner Hausärztin und wurde direkt krankgeschrieben. „Akute Belastungsstörung“ nennt sich das dann auf dem Papier.

Zu den Schlafstörungen und Panikattacken kamen arge Wortfindungsstörungen. Ich konnte das Wort für Pfanne nicht mehr finden. Oder Paprika.

Aus ein paar Wochen zu Hause wurden tatsächlich 12 Monate.

Noch heute begleiten mich tägliche Erschöpfung, schlechte Konzentration, manche Themen sind einfach wie aus dem Gedächtnis gefegt.

In Berlin eine:n Therapeutin/en finden ist nochmal ein ganz anderes Thema. Es dauerte leider auch bei mir noch 10 Monate, bis ich einen Platz erhielt.

Was half? Yoga. Zu Hause sein, unglaublich tolle Freunde und ein unterstützendes Umfeld - und immer wieder mit Körperarbeit: aus dem Kopf die Aufmerksamkeit in den Körper bringen. Tatsächlich war auch dies meine Entscheidung zur späteren Yoga-Ausbildung.


Fotos: Maximilian Salzer im Rahmen der confidence portraits

0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page